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Geschichte 1)

Also: Die Geschichte habe ich selber geschireben und ich würde mich freuen, wenn ihr mir Verbesserungs-Ratschläge geben würdet. Aber ich habe keine Lust mir tausende von schlechten Kommentaren zu lesen. Desahlb bitte ich euch nicht zu sagen, dass die Geschichte scheiße ist, denn ich habe sehr lange daran gesessen und mir sehr viel Mühe gegeben! Also, dann viel Spaß beim lesen!

Abgrund




Es war Nacht. Ich saß auf der Veranda und schaute in die trübe Dunkelheit. Der Sommer fing an, ich spürte es. Dann merkte ich, wie sich Tautropfen auf die Blätter setzten. Ich stand auf und ging in die Tür hinein. Mir war alles fremd. Mein Vater musste wegen seiner blöden Arbeit umziehen und dann war er es auch. Meine Mutter und ich waren noch in der Stadt geblieben. Aber heute sind wir zu ihm gezogen…

Ich ging mit meinen Füße über die Dielen auf die Treppenstufen. Das alte Holz knarrte. Die Räume waren dunkel, wir hatten noch kein Strom und auch kein Warmwasser. Aber einen schönen Garten in dem ein Brunnen stand. Ihn benutzten wir sozusagen als Dusche oder Badewanne. Und wenn wir Pizza oder anders Essen wollten, ging mein Vater zu einer Telefonzelle am Ende der Straße und bestellte es…

Eigentlich könnte ich es hier schön finden, aber ich bin nun mal ein Stadtkind. Und ich brauche Fernsehen, Musik, viele Freunde und….das Stadtleben…

         Ich wachte auf. Nach meiner Armbanduhr, war es gerade 7:38 Uhr. Nahtoll. Ich ging n die Küche. Ich sah einen Zettel auf dem Tisch liegen. Er war von meinem Vater.

Es war eine Einkaufsliste. Da mir nichts einfiel, was ich machen könnte, ging ich die Sachen besorgen…

Der Himmel war grau wie auch immer in der Stadt. Ich ging am Wald entlang.  Dann musste ich die Straße überqueren und dann auf dem Bus warten.  Und der Bus kam und kam nicht. Und dann erst, nach eineinhalb Stunden kam ein quietschentengelber über die Straßen gerollt. Ich stieg ein und setzte mich auf den hintersten Sitz. Nach fünf Stationen stieg eine Frau ein. Sie war alt und hatte tausende Falten. Ihre haare waren lang und weiß und sie trug ein schwarzes Kleid. „ Kleines Mädchen, kleines Mädchen!“ Sprach sie zu mir. Sie schielte mich an  und ihre hohe Stimme schallte in meinem Kopf. Dann wiederholte sie ihr Worte, und wieder, abermals und noch einmal und dann stieg sie aus und ohne, dass ich etwas merkte,  ließ sie ein Stück Papier in meinem Rucksack fallen. Nach wieder einer Stunde kam das erste Dorf mit einem Supermarkt. Der hatte vor kurzem erst geöffnet.

Als ich zehn Eier, Milch, Butter, Salat, Gurken, Tomaten, Sahne, Joghurt, Taschentücher, Batterien und zwei Glühbirnen in meinen Rucksack und Handtaschen eingepackt hatte, sah ich auf dem Zeitfahrplan der Bushaltestelle, dass der Bus erst in einer Stunde kommen wird. Ich wollte nicht warten. Deshalb ging ich in das Dorf und bummelte. Zwölf Uhr schlug. Verdammt. Ich war am Ende des Dorfes und musste schnell zum Bus, der jetzt gerade einfahren musst. Ich drehte mich um und rannte. Ich rannte so schnell ich konnte. Zwei Straßen links, eine Rechts, durch eine Gasse und dann: Die Bushaltestelle!

Die Türen schlossen sich. Ich klopfte an die Wände und Fenster, bis mich der Busfahrer ’rein ließ. „Danke!“, schnaufte ich. Ich gab ihm die 1, 50 € und ging in den Bus hinein. „Stopp!“, rief der Fahrer, „ Wie alt bist du?“, fragte er mich. „ 13 Jahre und ein halbes.“ Das stimmte nicht. Eigentlich war ich 15. Aber woher sollte es der Mann wissen? Na ja. Dann nickte er  und ließ mich weiter. Diesmal saß eine Frau mit ihren zwei Kindern neben mir. Die Fahrt ging jetzt schneller als zuvor. Aber jede Minute wurde meine Nachbarin immer unruhiger. Nach einer Weile finden die Kinder sogar an zu schreien. „Tod, Tod!“, schrieen sie. Die beiden Mädchen waren so bleich wie Schnee und sie fingen an zu zittern. Dann stiegen sie aus. Die Mutter schaute sich um und hielt ihre beiden Kinder fest in den Armen. Sie fing an zu weinen. Ich schaute ihnen nach. Der Wind wehte durch die drei Gestalten. Dann brach die Mutter  auf den Boden. Ihr Schluchzten dröhnte durch meine Ohren. Und dann dachte ich an die alte Hexe. So sah sie jedenfalls aus, die Frau mit den weißen Haaren und dem schwarzen Kleid.

         Doch als ich mir ihr Gesicht vorstellte, sah sie für mich nicht verrückt, sondern traurig aus. Die Freu tat mir leid. Ich sah plötzlich Tränen in ihren Augen und wie sie an einem Abgrund saß. Wie Wind ihr Haar zersauste und die Sonne in ihr Gesicht schien. Ich wusste nicht, warum ich sie sah, aber es war so…

         Meine Mutter empfing mich an der Haustür. Sie sagte zu mir: „ Hallo, Lola! Na, wie war’s? Hast du alles bekommen? Setzt dich erst mal hin! Und dann wollte ich dir noch sagen, das morgen der Chef von deinem Vater zu uns kommt. Geh später bitte noch einmal in das Dorf und kauf dir ein paar Sachen, damit du morgen fein aussiehst.“ Ich nickte nur und setzte mich in den Sessel…

„Und außerdem, ich habe mir schon ein Hemd und zwei Hosen gekauft!“ Ich ging in die Küche und packte meinen Rucksack aus. Dann nahm ich die Tüte mit den neuen Kleidern und zog sie an und zeigte sie meiner Mutter, die sich sehr über meinen Kauf freute…

                Mein Vater war auf der Arbeit, meine Mutter betreute die Handwerker und ich langweilte mich. So ging ich hoch und schaute nach einem Buch. Als wir herzogen, standen die Bücherregale samt Inhalt bereits hier. Eines interessierte mich. Es hieß: „ Der Mord an einer jungen Frau“ Ich nahm es heraus und der Staub wirbelte nur so vor sich hin. Ich musste husten. Als sich der Staub legte, hörte ich auch auf zu husten. Ich setzte mich in den Sessel und vertiefte mich in dem Buch. Die junge Frau erinnerte mich an die Frau im Bus mit den zwei Kindern. Aber das konnte nicht sein…

Ich las, bis die Handwerker weg waren, bis es dunkel wurde, lies mich nicht stören von dem Freudengeschrei meiner Eltern über Strom und Warmwasser, las bis in die Nacht hinein.

In dieser Nacht schlief ich unruhig. Immer die weinende Hexe vor mir, wie sie auf dem Felsen saß und schluchzte. Wie sie mit ihren faltigen Händen sich die tränen aus den Augen kratzte und wie immer mehr Tränen aus den Augen vie Perlen kullerten. Und dann stand sie an einem Abgrund. Mit den Fußspitzen direkt an den Klippen. Sie stand lange da und dann kam sie glücklich wieder. Ohne Perlen…

Und dies sah ich hintereinander. Immer öfter sah ich das und bei dem  mindestens 100-mal, wachte ich schweißgebadet auf. Was hatte dieser Traum auf sich? Diesmal zeigte meine Uhr sechs Uhr an. Was ist bloß los mit mir? Was? Was? Was? Morgen werde ich doch nicht um halb Fünf aufwachen? Genervt stieg ich aus meinem Bett und zog mich an. Dann ging ich runter. Ich konnte dieses Haus einfach nicht mehr ertragen.

Ich nahm meinen Rucksack und wollte mir etwas zum essen einpacken. Doch da sah ich ein Stück Papier, das ich ganz sicher nicht da rein gelegt hatte. Egal, ich wollte den Zettel später lesen, wenn ich dann eine Pause machte. Ich ließ ihn liegen und ging an die frische Luft. Dann ging ich in den Wald. Einfach irgendwo hin. Mal rechts, mal links, dann wieder rechts und so weiter. Ich pfiff fröhlich vor mich hin und genoss das schwüle, sonnige Wetter.  Der Wald war schön grün und es roch nach frischen Kräutern. Die Vögel zwitscherten, sangen und pfiffen…

Nach einer Weile kam ich an eine Lichtung. Dort lagen Felsen auf  Gras, das aus der braunen Erde spross.  Ich setzte mich auf einen von ihnen und breitete meine rot-weiß- karierte auf einen größeren Stein aus. Das Gras war nass, von tau besetzt. Ich legte auf die Decke einen Teller, einen Becher und den Rest, den ich mir von zu Hause mitgenommen hatte. Marmelade und Honig. Milch und Brötchen…

Ich machte mir ein schönes Frühstück im Wald. Ich aß solange, bis ich platzte. Ich räumte nun alle Sachen wieder in meinen Rucksack und legte mich hin, bis ich von dem Stechen der heißen Sonne geweckt wurde. Das Gras war inzwischen getrocknet und es war mindestens 35° C warm. Jetzt interessierte mich der Zettel. Also holte ich ihn ’raus und entfaltete ihn. Es stand etwas ’drauf. Ich brauchte lange Zeit, ihn zu entschlüsseln. Endlich gelang es mir:

 

Geh von der Lichtung Oberhaupt,

rechts nach vorn und links heraus

geh zum See, der wird bald kommen,

geh in ihn, er muss beschwommen.

Bis ans andere Ufer gehen,

kannst du an dem Abgrund stehen!

 

Mein Herz klopfte. Ich versteckte mein Rucksack im hohen Graß und las mir den ersten Satz noch einmal durch: geh von der Lichtung Oberhaupt… - Das müsste von hier sein, wenn es von hier aus sein sollte, ich wollte es einfach mal ausprobieren! Ich meine, es schadet ja nicht. – rechts nach vorn und links heraus. Erstmal musste ich rechts finden, da es hier zwei Wege gab. Den, von dem ich gekommen war – Davon war der „Andere“ rechts- und den anderen, davon war der Weg von dem ich gekommen war links…

Also ging ich den „Anderen“ gerade aus. Als dann in der Tat ein zweiter Weg nach links führte, bog ich ein und kam nach kurzer zeit wahrhaftig an einen See. Geh zum See, der wird bald kommen, geh in ihn, er muss beschwommen. Ich schluckte, aber was soll’s? Ich ging langsam, erst mit den Füßen ’rein, dann weiter, bis ich nicht mehr stehen konnte. Und dann schwamm ich los. Es überraschte mich, aber der See war warm und als ich ans andere Ufer kam, ging ich nicht gleich weiter, sondern zog das Hemd und die Hose aus und legte sie auf zwei große Steine. Ich ließ sie dort. Die Sonne trocknete sie und ich ging weiter schwimmen, Es war so schön! Ich könnte mein ganzes Leben hier verbringen aber das Gefühl zwickte mich. In meinen Handgelenken zuckte es. Es war so, als würden sie mich aus dem Wasser ziehen. Ich nahm das Stück Papier. Bis ans andere Ufer gehen, kannst du an dem Abgrund stehen. Mit meinen Händen drückte ich die Büsche am Ufer hinter den Felsen weg, damit ich etwas sehen konnte… Und ich sah auch etwas, dabei mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ich sah den Stein, auf dem die Hexe in meinen Träumen saß. Und den Abgrund. Die Hexe war aber nicht da. Kannst du an dem Abgrund stehen, dachte ich, aber warum? Was ist so besonders an ihm? Dann sah ich die Hexe plötzlich weinen. Sie war nicht da, aber ich sah sie! Es war wie… ein Geist! Aber dieses Mal sah die Hexe mir in die Augen. Ich bekam Angst. Meine Haare standen senkrecht in der Luft. Ich schloss die Augen und machte ein paar Schritte nach hinten. Ich stolperte über einen Stein und landete im Wasser. Meine Angst legte sich, doch ich zitterte noch immer. Ihre grünen Augen. Sie blitzten  in der Sonne auf… Wie sie mich anstarrten… Aber dann tat sie mir wieder leid. Die Tränen flossen nur so über ihre Backen. Und ihr Gesicht war so traurig…

Ich nahm meine Kleider von den Steinen, und zog sie an. Dann schwamm ich ans andere Ufer. Ich war eine sehr gute Schwimmerin. Früher war ich in einem Verein und holte viele Goldmedallien. Doch hier im „verlassenen“ Dorf gibt es ja keinen Verein. Aber der See ist eindeutig schöner! Und im Hochsommer müsste er noch wärmer sein! Ein herrliches Gefühl!  Als ich am anderen Ufer ankam,  waren die Sachen zwar noch klitsch nass, aber auf dem Wag durch den Wald nach Hause trockneten sie. Es war sehr warm. Obwohl es erst Anfang Juni war. Aber das war schön, ich liebte warmes Wetter!  Dann dachte ich an die Verabredung mit  Vaters Chef. ER müsste in zehn Minuten kommen. Und meine Eltern würden wütend sein, wenn ich zu spät nach Hause kommen würde…

         Als es dann endlich Abend wurde, zog ich mich in mein Zimmer zurück. Ich legte mich in mein Bett und las in dem Buch weiter:

„ Und dann ging sie nach Hause und holte ihre beiden Töchter. Beide waren bleich. Sie riefen nach ihrer Mutter. Doch der eiskalte Wind übertönte ihre Stimmen. Die Mutter nahm beide in ihre Hand und ging an die Wiese. Sie blieb vor der Hütte stehen und fing an zu weinen. Sie sah durch das Fenster den Mörder ihrer Mutter. Er hatte ein scharfes, klizerndes, mit Blut verschmiertes Messer in der Hand und grinste die drei mit seinen goldenen Zähnen an. Ein gelber Omnibus rauschte über die Straßen, dann war alles wieder Toten still! Die Tür knarrte und zwei rote Augen starrten hinaus. Der Nebel quoll zwischen den Grashalmen hervor. Im Schatten des Mörders fiel die  Mutter auf das taubenetzte Gras .Ein Stich und die Mutter lag tot auf dem Boden. Und was mit den Töchtern passiert ist weiß keiner. Außer ihr Mörder. Wahrscheinlich wurden sie auch umgebracht… 

        Die letzten Zeilen gingen mir im Kopf herum. Diese Frau, war sie die, die ich auf dem Rückweg getroffen hatte? War die es? Alles traf zu, aber es ist so gut wie unmöglich! Doch irgendwie muss das doch einen Grund haben. Und die Lösung heißt: schlafen! Morgen habe ich wieder einen klaren Kopf und so klappte ich das Buch zu und schlief ein!

   „Lola! Aufstehen!“ Ich fuhr aus meinem Bett hoch. „Lola, es ist 13 Uhr!“  Ich gähnte und streckte mich. Dann kam ich aus meinem Zimmer gekrochen. Es roch schon aus der Küche nach Spargelcremesuppe. Ich lächelte meine Mutter an und ging die Treppe nach unten.

            Mitten beim Essen unterbrach uns das Leuten der Klingel. Ich ging an die Tür und öffnete sie. Ein Mädchen in meinem Alter, braunem Haar und blauen Augen stand vor mir.  Sie sah traurig aus, wie alle hier im Dorf. Dann drückte sie mir eine Flasche in die Hand und rannte fort. „ Mama, ich muss weg!“, schrie ich und rannte auf die Straße. Weit und breit  war das Mädchen nicht zu sehen. Dann blieb ich einfach auf der Straße stehen, ohne überhaupt zu wissen, was ich wollte. Doch dann entschloss ich mich, zum See zu gehen.

   Auf dem Weg sang ich leise das Gedicht mit irgendeiner Melodie:  

Geh von der Lichtung Oberhaupt,

rechts nach vorn und links heraus.

Geh zum See, der wird bald kommen,

geh in ihn, er muss beschwommen.

Bis ans andere Ufer gehen,

kannst du an dem Abgrund stehen.

 

Dann dichtete ich weiter:

Die Frau, die auf dem Felsen sitzt,

weinet da und traurig ist.

Geht sie an den Abgrund schnell,

kommt sie wieder strahlend hell.

Und wenn sie dann wieder weit,

geht zum Abgrund, der sie heilt!

 

Das sang ich solange hintereinander, bis ich an dem See ankam. Ich schwamm ’rüber. Dann fiel mir die Flasche ein. Ich machte es mir gemütlich, indem ich mich in den warmen Sand legte. In der Flasche war ein Zettel. Er war zusammen gerollt.  Das mich das alles an einen Piraten schatz erinnerte, konnte ich es kaum erwarten, die grüne Flasche zu öffnen und den Zettel zu lesen. Doch auf dem Flaschenhals war ein Korken. Ich versuchte ihn abzuziehen. Aber es gelang mir erst nicht. Dann zog ich mit aller Wucht und der Korken flog in die Luft. Es machte: „plop!   Die Flasche fiel auf einen Stein, der aus dem Sand ragte und zersprang in tausende Glassplitter. Aber der Zettel war frei und ich konnte ihn lesen. Ich ging aus dem Splittermeer durch die Hecke und setzte mich auf den Felsen vor dem Abgrund. Ich sah mir meine Arme an. Sie waren voll mit Gänsehaut. Ich hatte irgendwie Angst…

Dann, es war so weit. Ich öffnete den Zettel. Zu meinem Enttäuschen war nichts geschrieben. Nur ein Zeichen, dass ich nicht entziffern konnte. Es sah so aus wie… „gemalte Luft“.  Ich strich mit meinen Fingern leicht über das Stück Papier. Plötzlich schimmerte der Zettel rot auf und fing an zu schweben. Dann wurde das Rote blau und viel auf meinen rechten Arm. Als das blaue Licht meinen Unterarm berührt hatte, dachte ich, mein Kopf würde zerplatzten. Doch der Schmerz legte sich. Aber es war noch ein Brummen in meinem Kopf. Es machte mich wütend. Ich bekam Hass auf jeden. Auf meine Mutter, auf meinen Vater, das Mädchen und auf jeden Menschen auf der ganzen Welt!  Hass! Ich war wütend!

Ich hob den Zettel auf, der mir auf denn Boden gefallen war. Das Zeichen war weg. Jetzt stand aber etwas auf dem Zettelchen:

 

Willst du das Brummen nicht mehr hören,

musst du böse, hässlich sein mir schwören!

Sag ich dir das Gegenmittel,

musst du vor mir nieder betteln!

Geh geschwind, so schnell du kannst,

an den Abgrund Hexentanz.

Strecke beide Arme aus,

lass den Wind durch dich dösen,

wird er dich sehr schnell erlösen.

Und wenn du dann nicht erfüllt,

springe nieder, runter schnell,

bis dich dann der Tod umhüllt.

 

Ich fing an zu weinen. Die Tränen kullerten mir nur so aus den Augen. Ich hatte so Angst. Ich saß einsam auf dem Stein, ich blutete an den Füßen von den Glasscherben und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hätte niemals die Flasche öffnen sollen, ich hätte sie in den See schmeißen sollen. Geh geschwind, so schnell du kannst, an den Abgrund Hexentanz, kam mir über die Lippen. War das das Gegenmittel? Ich dachte an die Hexe. Sie war traurig und stellte sich an den Abgrund und lachte danach wieder. Ich humpelte auf die Klippe zu und machte dasselbe wie die Hexe. Ich stellte mich so hin, dass die Fußzehen direkt am Klippenende waren. Ich hatte Höhenangst, deshalb schloss ich meine Augen. Dann streckte ich meine Arme aus und ließ den Wind durch mich wehen. Meine Tränen wurden immer weniger und als dann keine mehr da waren, überfiel mich ein Gefühl, das mich unendlich glücklich und froh machte, dass ich fast in den Abgrund fiel. Sogar die Wunden an meinen Füßen waren verheilt und die Scherben waren weg. Ich wollte mich einfach nur noch  freuen. Also beschloss ich im See zu schwimmen. Es war so wunderschön. Ich tauchte und planschte voller Freude solange, bis die Abendsonne den See orange färbte. Und dann ging ich nach Hause. Der leichte, schwüle Wind trocknete meine Kleider…

Zu Hause legte ich mich heimlich auf die Wiese, ohne dass mich mein Eltern hörten. Solange, bis es Stock duster wurde. Bis die Sterne am Himmel aufblitzten und eine milchige Spur über den schwarzen Himmel zogen.

Der Mond hing wie eine einzige Murmel am Himmelszelt. Verschwommen durch das Licht. Wie ein blauer Schleier. Der runde Ball warf eisiges, gelbgraues Licht auf die Erde und ließ mich ein wenig frieren…

       Die Gedichte (geh von der Lichtung Oberhaupt… und Willst du das Brummen nicht mehr hören…) hatten mich „ verführt“. Ich bekam Lust an ihnen, ich bekam Lust, Gedicht zu erfinden. Da stand ein Baum, da die Veranda. Zu jedem fiel mir etwas ein:

Steht der Baum da auf den Wissen,

wieder frisch den Wind genießen…

und:

Auf der Veranda ein schauriges Licht,

von wo ist es gekommen und von wo ist es nicht?

 

Ja, zu jedem fiel mir etwas ein aber ich suchte etwas Bestimmtes. Ich dachte nach… Dann sah ich in den Himmel und schon wusste ich, was ich suchte:

 

Am Himmel das Leuchten von der Sternenpracht,

sie klitzern und funkeln und leuchten und strahlen.

Doch der Mond und die Nachtluft liegen Tags über in Schalen.

Aber wenn die Nacht anbricht

Und die Sonne zerzischt,

platzt die Schale auf

und es kommt der Mondschein heraus!

 

Ja, das war gut. Ich war froh und… müde! Deshalb schlief ich ein.

Ich stellte mir in meine Traum erst das Gesicht von der Frau mit den Kindern und dann das, der alten Hexe. Ich erschrak, denn die beiden Gesichter waren dieselben. Das der Hexe war nu älter, mehr Falten, die Augen blasser und die Haare weiß.

Ich wachte auf, mein Herz klopfte und mich fröstelte. Es zwang mich, so schien es, die schlechten Gedanken weg zu schieben. Einfach weg und dann rannte ich schon zur Lichtung, rechts, links, dann schwamm ich durch den noch warmen See und da den Abgrund. Ich streckte meine Arme aus und genoss di warme Nachtluft. Ich blieb lange stehen. Der Wind trocknete meine Kleider und der Abgrund beruhigte meine Gedanken. Es war einfach so ein schönes Gefühl. So beruhigend…

Doch die Gedanken von den zwei Frauen im Bus, ließen mich nicht in Ruhe. Plötzlich raschelte es hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum. Eine Person, stand im Schatten der Büsche. „ Hallo!“, sagte sie leise. Dann ging die Person auf mich zu und ich erkannte sie im Schein des Mondlichtes. Es war das Mädchen, das mir die Flasche gegeben hatte.

„ Hallo, was ist los, und, wer bist du überhaupt?“ Das Mädchen lächelte. „ Ich bin Marie. Ich ging auch immer zum Abgrund… Ich wollte, …also…ähm…mit den Frauen im Bus…“ Marie schwieg. Ich guckte sie misstrauisch an. „ Was ist mit ihnen? Und… woher weißt du davon?“ „ Also, das ist eine lange Geschichte.

Mir ging es wie dir. Im Bus sah ich auch die Hexe, sie hatte mir ebenfalls ein Zettel mit dem Gedicht in die Tasche fallen lassen… und die Frau mit den zwei Kindern… Es gibt eine Geschichte, in der dies erzählt wird…“ „ Ich weiß, ich habe sie gelesen, aber ich dachte, dass es nicht…wirklich sein kann!“,  unterbrach ich sie. „ Ah, das ist gut. Okay, diese Frau ist auch die Hexe. Die junge Frau wurde ermordet, aber als sie im Leichhaus lag, war sie weg. Ganz plötzlich! Dann hatte die Polizei nach fünfzig Jahren die Hexe entdeckt. Als sie ein Foto machten, verglichen sie es mit dem, der jungen Frau…Ja, also, du verstehst...“ Ich nickte. „ Gut. Das war ihnen sehr unheimlich und sie ließen den Fall bei den Akten stehen. Und nun… erscheint sie allen Kindern. Die Hexe will sich rächen. An uns, an den Menschen an den Eltern und ihren Kindern. Sie will uns Schmerzen zufügen. Sie will zeigen, wie es ist, seine Kinder zu verlieren. Denn… ihre Kinder wurden auch umgebracht. Und sie will nun alle anderen Kinder töten. Genau, wie ihre… Es gibt keine bessere Möglichkeit, es am Abgrund zu machen. Aber bitte, du musst vorsichtig sein. Viele Kinder sind schon in den Abgrund  gesprungen, weil ihr Schmerz nicht besser wurde. Ich hatte dir die Flasche gegeben, dass ich weiß, wo ich dich finden kann, um mit die ungestört reden zu können. Diese Geschichte ist unheimlich! Du darfst nicht mehr zum Abgrund. Ich weiß, es ist schwer, wenn man an der Klippe steht, man fühlt sich so gut! Aber es kann dein Leben kosten. Wenn wir zusammen halten, können wir es gemeinsam schaffen! Die Hexe hat das extra gemacht. Es ist wie eine  Sucht, es zwingt uns, uns an den Abgrund zu stellen!“ Ich fing an zu weinen. Marie nahm mich in ihre Arme. „ Lass uns gehen!“ Zusammen gingen wir zu mir nach Hause. Die Lichter waren aus, es war Raben schwarz. „Darfst du bei mir schlafen?“, fragt ich Marie. Sie nickte…

„Übermorgen ist Montag, gehst du auch zur Schule?“ „ Ähm…ich…also, meine Eltern haben gesagt, ich solle zur Schule gehen, aber ich weiß ja nicht wo und wann und wie…!“ Marie lächelte. „Ach, wir gehen einfach gemeinsam hin und ich kümmere mich `drum. Okay?“ „ Ja, danke!“

Wir erzählten uns noch Geschichten, dann schliefen wir ein…

        Am Morgen wurden wir beide von der Sonne geweckt. Müde setzten wir uns auf und zogen uns an. „ Ich habe gut geschlafen, und du?“, fragte ich Marie. Sie lachte. Sie war schön. Sie sah so fröhlich aus, anders als die anderen Kinder im Dorf. Sie hatte sich verändert, seit dem ersten Treffen an der Haustür. Damals war sie auch traurig gewesen. Aber nun… „ Ja, dein Bett ist echt gemütlich!“ Ich lachte auch. Gemeinsam gingen wir die Treppen nach unten. Meine Eltern saßen in der roten Küche und frühstückten. Als mein Vater uns sah, stand er auf und fing an zu schimpfen: „ Wo warst du gestern? Warum bist du nicht nach hause gekommen? Und wer ist dieses Mädchen?“ Ich wusste keine Antwort. Sollte ich meinem Vater die Wahrheit erzählen? Aber das brauchte ich nicht, denn Marie antwortete für mich: „ Ihre Tochter war bei mir. Ich habe geklingelt, als Sie gegessen hatten, aber  ich wollte Ihrer Tochter das Dorf zeigen. Also, ich wollte Sie nicht beim essen stören…! Dann sind wir im Wald gewandert und sind in einem See bis in die Nacht geschwommen. Es war so schön, dass wir die Zeit vergessen hatten! Dann sind wir hier her und haben sehr gut geschlafen. Und.. Ich bin Marie!“ Mein Vater guckte etwas unglaubwürdig. „ Aha… wollt ihr etwas essen?“ Marie und ich guckten uns an, dann nickten wir uns zu und setzen uns an den Tisch. „ Wenn Sie wollen, könnte ich ihre Tochter morgen zur Schule begleiten!“ „ Oh, Dankeschön, das wäre sehr lieb von dir!“, schleimte meine Mutter…

Marie und ich lagen in der brennenden Sonne. „ Ach so, morgen schrieben wir Mathe! Irgendwas mit Funktions- Gleichungen!“ „ Och“, sagt ich, „ das ist nicht schwer, ehrlich das geht ganz einfach!“ Marie guckte ahnungslos auf den Boden. „ Ich habe die letzten Arbeiten total versaut. 6+ und 6! Ich muss mindestens ’ne 2 schreiben, sonst bleibe ich sitzen… Und dann bringt mich meine Mutter um!“ Ich lachte: „ Das  macht sie ganz bestimmt nicht!“ Marie guckte mich traurig an. „ Doch! Sie sagte, sie steckt mich in ein Internat, wenn ich sitzen bleibe. Ich habe hier Freunde, ich habe hier dich! Und ich will euch nicht verlieren! Besonders nicht dich! Wir kennen uns nur zwei tage, aber ich liebe dich, wie meine eigene Schwester! Du bist so ein guter Mensch und ich bin so unendlich froh, dich zu haben! Und… ohne dich kann ich nicht leben. Du bist dann nicht mehr bei mir! Ich werde dich so vermissen!“ Ich umarmte Marie! „ Das ist so lieb von dir! Aber, Marie… merke dir, das wird schon, ich helfe dir, ich erkläre dir das…!“

                      Wir lernten den ganzen Tag. Zum Schluss brummte mir der Kopf. Marie hatte es schließlich auch verstanden. Meine Mutter kam und sagte, ich solle ins Haus kommen. Es sei sehr wichtig. Aber Marie sollte nicht dabei sein. Also verabschiedete ich mich von ihr und ging die Schräge hoch in das Haus. „ Ja, was ist los?“ „ Ähm…Lola, es wird jetzt sehr schwer für dich werden, komm, setzt dich zu mir!“ Ich setzte mich neben meine Mutter. Ich hatte Angst. Was war wohl passiert? „Lola, … heute wurde Omi ins Krankenhaus eingeliefert. Sie hatte einen Schlaganfall erlitten…Der Arzt sagt, …es steht schlecht um sie…Omi wird bald sterben!“ Ich schüttelte meinen Kopf: „ Nein, nein, nein, nein!“, sagte ich. „ Doch, Liebling!“ Dann fing ich an zu weinen und fiel meiner Mutter um den Hals. „ Alles wird wieder gut, Lola!“ „ Nein!“, schrie ich, „ Omi wird sterben!“ „ Ja, aber beruhige dich erstmal, nun ist sie ja noch nicht tot!“ „ Aber trotzdem… bald!“

Ich lag bis es dunkel wurde in meinem Bett, ich starrte fast regungslos auf die Decke, meine Arme verschränkt. Meine Backen rot geschwollen und meine Augen dick vom Weinen. Dann schlief ich ein…

 Pieppieppieppieppeip! Ich wachte auf. 6: 30 Uhr. Ich stöhnte, zog mich aber an und packte mir einen Schreibblock in meinen Rucksack und frühstückte. Mein Kopf war schwerer als Blei und ich hatte ungeheuerliche Kopfschmerzen…

Dann klingelte es schon. Ich ging an die Tür. Es war Marie. Ich ließ sie `rein und wir frühstückten zusammen weiter. „ Und, hast du dir alles behalten?“, fragte ich. „ Ja, aber ich habe so Angst, Lola.“ Sie guckte mich traurig an. Sie tat mir leid. Was war, wenn sie die Arbeit wieder versaute? Aber dann sagte ich zu mir: sie kann das, du hast das doch gestern gesehen! SIE KANN DAS! „ Ich habe aber auch Angst. Vor den neuen Kindern und den neune Lehrern !“ „ Davor brauchst du keine Angst zu haben, die sind alle sowieso Stroh dumm!“ Ich grinste…

             Wir saßen jetzt schon eine halbe Stunde im Bus. „ Was wollte denn eigentlich deine Mutter gestern von dir?“ Ich blickte auf den Boden. Schon wieder kamen mir die Tränen. „ Meine Oma wird sterben!“   Marie nahm mich in ihre Armen und drückte mich. Dann mussten wir aussteigen. Ich wischte mir die tränen aus den Augen. Es pochte in meinem bauch. Ich war noch nie umgezogen. Ich hatte Angst! Dann stiegen wir aus und gingen auf den kleinen Schulhof. Jeder guckte mich an. „ Eine  Neue!“, tuschelten sie. Doch Marie erwiderte ihnen einen finsteren blick, sodass sie schnell wieder wegguckten. Doch hinter Maries Rücken flüsterten sie weiter. Als niemand mehr in unserer Nähe war, sagte ich: „ Die sind alle merkwürdig!“ „ Ja, sie stehen alle unter dem Bann der Hexe, irgendwann wird wieder einer von ihnen sterben. Bald… springt wieder einer von  ihnen in den Abgrund.“ Meine Hände zitterten. „ Warum sagt das niemand seinen Eltern?“ „ Es geht nicht. Ich wie nicht warum, aber ich habe es noch nie versucht… ich glaube die, di es tun wollten, sind vorher gesprungen!“ Wir bogen ein und gingen in den Raum des Schuldirektors. „Guten Morgen, Her Gaust!“ Herr Gaust fuhr erschrocken nach oben, als hätte man ihn beim stehlen erwischt. Er setzte sich die Brille auf die Nase. „ guten Tag, Marie, … wer ist das?“ „ Das ist Lola, sie ist neu hier her gezogen. Sie wollte sich hier anmelden!“ „ Da müssen ihre Eltern hier sein!“ „ Geht das nicht so?“, fragte ich. „ Nein, mein liebes Kind. Ähm…wie alt bist du?“ „ Fünfzehn!“, antwortete ich. „Neunte oder Zehnte Klasse?“ „ Neunte!“ „ Gut, dann kannst du mit Marie in eine Klasse. Wenn du  mir deine Telefonnummer gibst, dann rufe ich heute Abend mal deine Eltern an. Wegen der Anmeldung und so einen Kram, du weißt schon!“ …

         Die ersten beiden Stunden waren vergangen. Sie  waren sehr langweilig. Am Anfang stellte ich mich vor, dann ging die Stunde richtig an. Denselben Stoff, den sie bearbeiteten, hatte ich schon in der siebten Klasse gehabt. Na ja, dann schieben wir Mathe. Sehr einfach. Ich war die erste, die abgegeben hatte. Ich ging aus dem Zimmer in das Foyer und wartete auf Marie. Als es läutete kam sie heraus. Ihr Gesicht war bleich und ihre Augen rot.     „Was ist los?“  „ Ich hatte ein totales Black-out! Ich habe alles vergessen!“ Ich nahm Maries Hand und wir gingen in den nächsten Unterricht. Als die Glocke um vierzehn Uhr schlug, durften wir nach hause  gehen. Marie war den ganzen Tag schon wie benebelt. Ich versuchte sie zu trösten, doch sie war zu deprimiert. Als ich nach Hause kam, telefonierte meine Mutter mit Direktor Gaust. Ich ging hoch in mein Zimmer und machte Hausaufgaben und las noch einmal die letzten Seiten des Buches „Tod an einer jungen Frau“. Wie es mich zornig machte. Ich schmiss das Buch gegen das Bücherregal, dass mindestens fünf andere Bücher ebenfalls au den Boden krachten.

Es fing an zu regnen. Fette, graue Wassertropfen schlugen gegen die Scheiben und flossen in kleinen Spuren auf die Fensterbank. Der Himmel wurde grau und schwarze Wolken zogen sic zu einem dunklen Teppich zusammen. Blitzadern hellten auf. Dann ein lauter Donnerschlag. Dieser  eröffnete ein starkes Gewitter. Wind pfiff um das Haus und klatschte Blätter an die Scheiben. Der Regen wurde von Blitz und Donner übertönt. Dass Wasser floss in Strömen durch die Regenrinnen an der Hausfassade. Leise hörte man es kluckern. Unten platschte das Wasser auf die Erde, Der Schlamm spritzte gegen di weiß gestrichenen Wände, doch der Regen spülte alles wieder sauber. Der Wind heulte und peitschte den Regen mit voller Wucht auf den Boden. Ich schaute dem Schauspiel lange zu.

Erst in der Nacht riss die Wolkendecke auf und flog, scheinbar wie Eisschollen, davon. Leuchtende Sterne und die runde Mondsichel hingen wie an einem schwarzen Laken. Der Mond schien in das Zimmer und warf Schatten der Regentropfen, die an den Scheiben klebten, auf das Bett. Das Mondlicht war kalt wie Schnee. Es war unheimlich. Ich sah die Hexe, schon die ganze Nacht, wie sie mir ihre Hand hinhielt und mir zuflüsterte: „ Komm zu mir, mein Kind! Komm her!“ Ich schüttelte meinen Kopf um auf andere Gedanken zu kommen…

        „ Essen!“, schrie es von unten. „ Ja, ich komme gleich!“, rief ich zurück. Ich starrte noch einen Moment in die Nacht, dann stand ich auf und ging nach unten in die Küche. Der Kachelofen war an und wärmte die Räume. In der Mitte des Tisches stand eine Kerze und gab warmes, romantisches Licht ab. Wir aßen Spaghetti…

Nach dem Essen erzählte mir meine Mutter, wie es Oma ging. Der Arzt sagte, sie wird den kommenden Freitag nicht mehr erleben. Wir saßen da, schwiegen und guckten in die flackernde Flamme. 

„Geh ins Bett, Liebling. Morgen musst du wieder sehr früh `raus!“ „ Okay, mach ich!“ Ich wünschte meinen Eltern eine gute Nacht und ging nach oben schlafen. Mir war kalt. Der Regen hatte das schöne, warme Sommerwetter abgekühlt. Ich kuschelte mich in meine Decke und schlief gemütlich ein…

Meine Uhr weckte mich um 6:30 Uhr wie gestern. Ich quälte mich aus den „ Federn“. Noch halb im Tiefschlaf frühstückte ich und wartete auf den Bus. Als er einfuhr, sah ich  Marie in der hintersten Reihe sitzen. Ihr Gesicht, müde und verschlafen, ihre Schulterlangen, braunen Haare verstruppelt und ihre Kleider zerknittert. „ Was ist denn mir dir los?“, fragte ich die müde gestalt. „ Ich habe nicht geschlafen. Die ganze Nacht nur durchgeheult!“  „Wegen der Mathearbeit?“ Marie nickte mir dem Kopf und gähnte dabei. Sie stützte ihren Kopf mit den Händen und gähnte minütlich. „ Warum gehst du überhaupt noch zur Schule?“ „ Ich träume und denke die ganze zeit von und an die Hexe! Sie will mich zu ihr locken! Und.. die Schule lenkt mich ab!“ Erschrocken blickte ich auf. „ Ich träume auch von ihr!“ Marie guckte mir in die Augen. „ Das ist heißt nichts Gutes, Lola!“ Wir stiegen aus und genossen die Schule, um nicht an die Hexe zu denken. In Mathe wurde Marie ganz schwach und ihr Herz pochte so laut, dass sogar ich es hören konnte. „ Ich habe heute bereits die Arbeiten dabei!“, sagte die Lehrerin, „ sie ist so schlecht ausgefallen, dass ich fast nichts zu verbessern brauchte!“ Ich nahm Maries Hand. Sie war kalt und sie zitterte. Die Lehrerin schrieb den Notenspiegel an. Die Kreide quietschte an der Tafel.

Eine Eins,

keine Zwei,

eine Drei,

drei Vieren,

sechs Fünfen und

elf  Sechsen.

Jetzt griff Marie ganz  fest meine Hand. „ Die Arbeiten sind nach Noten geordnet. Die Eins hat unsere neue Schülerin, Lola! Ein Fehler von fünfzig Punkten. Das ist perfekt!“ Sie zwinkerte und sagte: „ Das gab’s noch nie bei uns!“ Und grinste frech. Dann guckte sie Marie mit einem eisigen Blick an. Marie starrte wütend zurück, doch die Tränen konnte sie nicht mehr zurück halten. Dann gab mir die Lehrerin die Arbeit zurück. „ Du hast die Drei, ganz sicher!“, ermutigte ich meine Freundin. „ Ich weiß doch, dass du das konntest!“ Aber Marie hörte schon längst nicht mehr zu. Frau Back, unsere Lehrerin teilte aus und aus und Marie hatte noch keine Arbeit. Zwanzig, Einundzwanzig…, zählte ich. Nun war es die letzte Arbeit in den Händen der Mathelehrerin. Frau Back lächelte und ging auf Marie zu. „ Hier, Marie, deine Arbeit!“ Schadensfroh blickte die Frau auf die arme, laut schluchzende Marie. Ich nahm ihre Arbeit und guckte nach unten: 6-  0 Punkte / 50 Punkte  Ich hatte einen Klos im hals, ich fing an zu husten und guckte Frau Back entsetzt und traurig zugleich mit schüttelndem Kopf an. Dann hielt sie einen kurzen Vortrag: „ Wie kann man so schlecht sein? Null Punkte! Das ist die schlechteste Arbeit von allen! Jeder, wirklich jeder hat wenigstens einen Punkt, aber null? Ich wäre ja schon zufrieden, wenn Marie einen halben Punkt hätte, aber was hier steht ist… zum heulen!“ Alle Kinder guckten Marie mitleidend an. Sie wussten von dem Vorhaben ihrer Muter. „ Du kannst deiner Mutter meine Arbeit geben!“, flüsterte ich. Dann fiel mir Marie um den Hals. Ihre Augen waren geschwollen. „ Ich bleibe doch eh sitzen!“, hauchte sie mir ins Ohr…

     In der Pause saßen wir beide unter einem Baum. Ich tröstete Marie, so gut ich konnte. Dann klingelte min Handy. Mama stand auf dem Display. „ Ja?“ „ Lola, du musst sofort nach Hause kommen!“ Dann schwieg die Stimme einen Augenblick. „ Oma ist tot!“ Ich drückte das Handy aus und blieb kurz sitzen. Als mir die ersten hundert Tränen auf einmal aus meinen Augen flossen, ahnte ich los. Marie stand ebenfalls auf und rannte mir hinterher. „ Lola! Warte doch!“ Aber ich rannte weiter. „ Was ist los?“, schrie sie mir zu, obwohl sie die Antwort schon ahnte. Als der Bus nicht an der Haltestelle stand, rannte ich zu einem Taxi, das gerade am Straßenrand stand. Mein Kopf war so schwer wie Fels und die Bluse nass geweint. Ich stieg ein und schnaufte: „ Nach Pottenberg, bitte! So schnell sie können!“ Marie rannte auch in das Taxi. Sie drückte mich ganz fest, die ganze Fahrt drückte sie mich und redete mir gut zu. Nach zehn Minuten parkte das Taxi vor der Tür. Ich rannte ’raus in das haus und umarmte meine Mutter. Sehr lange. Und ich weinte. Dann kam Marie und guckte traurig auf den Boden. „ Min Liebling, Papa und ich fahren nach Marburg zu der Familie. Es ist besser für dich, wenn du hier bleibst!“ Dann wandte sie sich an Marie: „Passt du solange auf Lola auf?“ Marie nickte. „Natürlich!“ Und setzte sich mit mir in das Wohnzimmer…

Das Auto sprang an und meine Eltern waren weg! „ Ich will nicht mehr!“ Und schüttelte meinen Kopf. Marie fing auch an zu weinen. „ Ich werde dich verlieren! Das ist mindestens so schmerzhaft für mich, wie für dich das mit deiner Oma!“

Ich nahm Marie an der hand und wir gingen gemeinsam in den Wald. Dann schwammen wir durch den See. Er war eisig. Am anderen Ufer stürmte der Wind. Wir beide zitterten. Dann stellten wir uns an den Abgrund. Der Wind hatte unsere Tränen getrocknet. Es war so kalt. „ Ich will nicht mehr!“, sagte ich noch einmal. Ich atmete tief ein. „ Ich habe Angst, Marie, so Angst!“ „ Es geht schnell und ganz einfach!“ Ich nickte mir zu und dachte: „ dann bin ich bei Oma!“ Ich nahm  Maries Hand. Dann wisperte sie: „ Jetzt wird alles wieder gut!“

Der Wind wehte kalt durch den grauen Himmel und peitschte gegen unsere Körper. „ Ich weiß!“  Ich schloss meine Augen und dann ließen wir uns Hand in Hand fallen…

 

 

 

-ENDE-

 

 
 
 

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