Das ist der erste Teil meiner Trilogie! Wenn ihr irgendwelche Verbesserungs-Vorschläge habt oder Fehler entdeckt habt, dann fänd ich es echt nett, wenn ihr es unten bei den Kommtenaren mir schreiben würdet! Also ich weiß, dass ich manche Schreibfehler habe... aber ich meine jetz Inhaltliche^^ Also: dann mal viel Spaß beim lesen^^
Langsam stapfte Dina durch den kristallenen Schnee. Weiß wie die Wolken bei Sonnenschein. Es war kalt. Vor kurzem war Neujahr gewesen und Dina hatte noch einige Tage Ferien. Es war so wunderschön bis zum Mittag im Bett zu liegen. Den ganzen Tag das zu machen, worauf man Lust hatte. Wieder rieselten Schneeflocken aus dem Himmel. Wie kleine Wattebällchen schwebten sie in der Luft. Dina liebte den Winter. Sie liebte den Schnee.
Sie ging die steile Anhöhe hinauf und setzte sich auf den Schlitten. Schnell schoss sie hinunter und schrie. Das machte sie immer. Auch wenn sie keine Angst hatte, der Schrei gehörte bei ihr zum Schlittenfahren dazu. Unten angekommen kippte der Schlitten zur Seite und Dina fiel auf die Schneedecke. Sie lachte und machte einen Schneeengel. Dann blieb sie im Weißen liegen und blickte die aus dem Himmel rieselnden Flocken an. Ganz kleine Kristalle. Wasserkristalle. An ihnen reflektierten die Sonnenstrahlen.
Unter Dinas Rücken schmolz der Schnee und ihre Winterjacke wurde nass und kalt. Deshalb stand sie auf, nahm den Schlitten an der Kordel und machte sich auf den Heimweg.
Von weitem schon sah sie etwas auf dem Boden liegen. Als sie näher kam entdeckte sie einen toten Raben. Pech schwarz. Und neben ihm lag eine rote Rose. Rot, wie Blut. Dina kamen die Tränen. Der arme Vogel. Wer das wohl gemacht hat? Sie nahm eine Hand voll Schnee und bedeckte den Vogel. Dann steckte sie die Rose oben drauf. Die tränen tropften auf das Grab und ließen den Schnee schmelzen. Dina konnte noch nie tote Tiere sehen. Als kleines Kind war ihre Katze eingeschläfert worden und nun trauerte sie um jedes Tierchen, das gestorben war. Doch es war Dina etwas unheimlich. Was hatte die Rose auf sich? War bereits jemand hier vorbei gekommen und hatte aus Trauer die Rose neben das tote Tier gelegt? Dina blickte sich um. Als niemand hinter ihr stand ging sie nach Hause. Den ganzen Weg über hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden.
Als sie schließlich zu Hause ankam legte sie sich erleichtert auf das Sofa und ließ sich von dem Ofen wärmen. Ihre Hände bitzelten. Dina trank einen Kaffee. Ganz heiß. Es tat gut. Das machte sie immer, wenn sie von den kalten Ausflügen mit dem Schlitten zurückkam. Ihre Eltern waren weg.
Wenn Dina ihr Abitur bekommen würde, würde sie sofort nach Grönland fliegen und dort Tierpflegerin oder so etwas in der Art werden… Aus dem Schneegewusel wurde ein heftiger Schneesturm. Die Kristallflocken wurden vom starken Wind gegen die gefrorenen Scheiben geklatscht und am Boden wuchs das weiße Pulver höher und höher als würde man Teppich über Teppich stapeln. Der Schneemann war bis zu Hälfte eingeschneit. Man sah nur noch weiß. Überall weiß. Schnee. Mehr Schnee. Schneeflocken. Doch was war das? Dina ging näher an die Scheiben und blickte in die Schneedecke. Eine rote Rose. Sie steckte im Boden aber sie wurde von keiner einzigen Kristallflocke bedeckte. Steckte nur da. Dina rieb sich die Augen doch die Rose war wirklich da. Schnell zog sie sich ihren Wintermantel an und rannte in den Schnee. Als sie die Rose in die Hand in der Hand hielt, schrei sie auf. Sie war brennend heiß. Dina fluchte und ließ die Rose auf den Schnee fallen. Dieser schmolz und das Wasser floss auf den Boden. Jetzt wurde es Dina unheimlich. Sie rannte schnell auf die Landstraße in Richtung dem Baum, unter dem sie den toten Raben gefunden hatte. Und als sie ankam, erschrak sie. Sie fiel auf den Boden und schnappte nach Luft. Vor ihr lag ein schwarzhaariger Junge. Seine Augen waren geöffnet und starrten Dina an. „ Wer bist du?“, fragte das Mädchen mit zitternder Stimme. Der Junge setzte sich auf und lehnte sich an den Baum. Sein Gesicht war schmerzerfüllt. Seine Augen verkniffen. Seine Haare verstrubbelt und seine Kleider so Pech schwarz, wie seine Haare. „ Wer bist du?“, fragte Dina erneut. „ ich-“, er stockte. Dina guckte ihn mit Furcht fragend an. „ Ich bin Kramon!“ „ Kramon?“ „ Ja… ich-“ Wider stockte er. „ Was ist mit dem Raben?“, fragte Dina. „ Ich. Ich bin der Rabe.“ Das Mädchen sah Kramon entsetzt an. „ Wie… geht das?“ Kramon stand auf. Dann ging er auf Dina zu. „ Weißt du…das Leben… ist anders als du denkst!“ Wieder sah Dina Kramon fragend und entsetzt zugleich an. „ Was redest du? Wieso… was denke ich denn?“ „ Du denkst, das Leben ist real. Aber die Welt bringt Sachen mit sich, die viele Menschen nicht verstehen. Weißt du… meine Eltern waren… Magiern-“ „ Was? Man kann nicht zaubern!“ „ Das meinte ich. Das kannst du nicht verstehen!“ „ Dann sag mir, was du damit meinst und ich werde es verstehen!“ „ Also… meine Eltern waren… Magier. Sie hatten Streit mit einer Bösen Hexe. Der Hexe der roten Rose. Sie hat meine Eltern umgebracht und… mich verflucht…“ „ Verflucht?“ „ Ja… ich kann nicht mehr lieben. Ich kann nur noch Hass und… Trauer spüren!“ „ Und was ist mit dem Raben und… ist die Rose… die Rosen… von der Hexe?“ Kramon nickte. „ Es hat was mit dem Fluch zu tun!“ Seine Augen wurden nass. Tränen liefen über seine Backen. Er wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Er setzte sich auf den kalten Schnee und vergrub sein Gesicht unter seinen Händen. Dina stand vor dem schluchzenden Jungen und wusste nicht, was sie machen sollte. Ihre Gedanken waren benebelt. Sollte sie Kramon glauben? Es klang so…unglaubwürdig. Aber ein junge weint nicht einfach so. Es musste etwas Wahres haben. Sie kniete sich hin und legte ihre Hand auf Kramons Schulter. Er blickte auf. Seine Augen waren rot. „ Ich bin der Rabe!“, sagte Kramon ein zweites Mal. „ Wie geht das? Das ist…
so-“ „ Die Hexe hat mich in einen Raben verwandelt. Sie Sagte, wenn ich sterbe, dann werde ich wieder ein Mensch! Aber sie sagte mir nicht, dass ich nur traurig und wütend sein kann. Und dann habe ich mich umgebracht. Und… jetzt bin ich ein Mensch und ich… ich fühle mich schlechter als zuvor!“ Wieder legte er sein Gesicht auf die Knie. Dina war erschüttert. Sie schlug sich leicht gegen den Kopf um zu sehen, ob das nur ein Traum war, aber sie wachte nicht auf. Als sie die Augen öffnete war sie wieder unter dem kahlen, blätterlosen Baum. Vor ihr der schwarzhaarige, einsame Junge mit der roten Rose in der Hand. Dinas Wangen brannten vor Kälte. Sie stand da. Ganz alleine. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Ihr war kalt. Der Schnee bedeckte ihren Mantel wie die Schoko-Kuvertüre einen Kuchen. „ Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Dina. Der Junge hob seinen Kopf und sagte: „ Ich muss von diesem Fluch befreit werden!“ Dina biss sich auf die kalte Unterlippe. „ Glaubst du mir?“, fragte Kramon mit einem Stück Freunde in der Stimme. Das Mädchen atmete tief ein und dann nickte sie. „ Ich glaube dir!“ Kramon versuchte zu lachen, doch der Bann zwang ihn die Mundwinkel still nach unten zu halten. Er war ein schöner Junge. „ Wie kann ich dich vom Fluch befreien?“ Kramons Gesichtszüge wurden traurig. Er blickte auf den Boden. „ Ich weiß es nicht!“ „ Hat es irgendetwas mit der Rose zu tun?“ Der junge guckte auf die rosige Blume in seiner Hand. Dann sah er Dina an. „Wir müssen den Strauch finden! Den Strauch, an dem die roten Rosen wachsen. Dann werden wir die Lösung finden!“ Dina guckte genervt an die Seite. „ Na toll! Dann sag mir aber auch bitte mal, wo der Rosenstrauch ist! Oder wo sollen wir suchen? In China? In Afrika?“ „ ich werde selber nach der Rose suchen. Vielleicht sehen wir uns bald wieder!“ Mit diesen Worten drehte sich Kramon um und tapste auf den verschneiten Weg weg. Dina rief ihm hinterher, aber er drehte sich nicht um. „ Warte, Kramon!“ Verzweifelt blickte sie sich um. Dann ohne nach zu denken rannte sie Kramon hinterher! „ Warte!“, schrie sie noch einmal. Als er sich dann doch umdrehte, atmete sie tief aus. Ohne ein Wort zu sagen liefen sie die verschneite Straße entlang... Dina dachte, ihre Füße würden abfrieren. Sie folgte ihrem Weggefährten. Er war so wunderschön. Seine schwarzen Mandelaugen und sein schwarzes Haar. Dina hatte sich als Kind einen Prinzen so vorgestellt. Die ganze Zeit starrte sie ihn an, ohne dass er es merkte… Er war vertieft in seinen Gedanken. Er blickte auf den Boden und sah seinen Fußabdrücken nach, die er mit seinen Schuhen in den Schnee trat. Das Mädchen schüchterte ihn ein. Er traute sich nicht etwas zu sagen. Und es machte ihm ein wenig Angst, dass sie ihn schon die ganze Zeit betrachtete als sei er eine Statue in einem Museum…
Sie waren nun seit mindestens drei Stunden auf dem Weg. Wohin sie gingen, wusste Kramon nicht. Das Mädchen folgte ihm nur. Sie dachte anscheinend, er wüsste, wohin er ginge. Nur blass in seinen Gedanken wusste er, wo sie hin mussten. Wenn er einfach nur laufen würde, würden sie in einigen Tagen ihr Ziel erreichen. Aber auch wenn sie den Rosenstock vorfinden würden, hatte Kramon keinen Schimmer, was sie da machen sollten. Doch dafür machte er sich noch keine Gedanken. „ Als ich vom Schlittenfahren nach Hause kam… da steckt eine rote Rose im Schnee!“, unterbrach Dina die Stille. Kramon blickte vom Boden auf. „ Was hat das zu bedeuten?“, fuhr Dina fort. „ Ich glaube, das heißt, dass die Hexe von dir weiß und… sie versucht alles, damit du mir nicht hilfst!“ „ Was? Sie will mich töten?“ Die Kinder blieben stehen. Kramon zuckte die Schultern. „ Vielleicht… es ist besser, … wenn du umkehrst!“ „Aber… ich bin wegen dir diesen verdammten Weg, stunden durch die eisige Kälte gefolgt und jetzt… soll ich zurückgehen?“ „ Warum wolltest du denn mit mir kommen? Warum bist du mir gefolgt… ich meine, … du kennst mich nicht ein Mal!“ Dass stimmte. Dina wusste keine Antwort darauf. „ Ich-“ Sie fing an zu weinen. „ Verdammt! Ich wollte dir helfen und du redest kein Wort mit mir!“ verzweifelt sackte sie auf den Boden. Die Tränen wärmten ihre klammen Backen. Kramon war so hilflos. Noch nie hatte er ein Mädchen zum weinen gebracht. Besser gesagt, hatte er noch nie mit einem Mädchen geredet. Er nahm Dinas blaue Hände und hielt sie warm…
Sie waren nun mehr als sechs Stunden gelaufen. Beide spürten ihre Füße und Hände nicht mehr. Auf dem Weg hatten sie sich die Hände gegeben um sich wenigstens etwas zu wärmen. Aber nach zwei Stunden half selbst das nicht mehr. Das Einzige, was Dina noch zum Weiterlaufen verhalf, waren die warmen Tränen die aus ihren blauen Augen liefen.
Seit einigen Minuten waren sie in einen verschneiten Winterwald gekommen. Kramon lief ab vom Weg um irgendwo zwischen den Dornen der Himbeeren und den Tannen eine abgelegene Höhle zum übernachten zu finden. Dina stand am Weg und hauchte ihre Hände an. Langsam wurden sie warm und sie konnte ihre Finger wieder ein Stück bewegen. Sie weinte nicht mehr. Doch die Tränenspuren auf ihren Wangen gefroren. Es brannte als würde sie ihr Kopf in Feuer halten. Dinas Nase lief. Sie zitterte am ganzen Körper. Starr stand sie im Wald und wünschte tot zu sein. Warum war sie mit Kramon mit gekommen? Sie…sie war in ihn verliebt. Da hatte sie nicht an sich gedacht. Er war doch so wunder schön. So lieb. Sie liebte ihn. Warum war das passiert? Er kann sie nicht lieben. Er steht unter diesem Bann. Wieder kamen Dina die Tränen. Aber sie tröstete sich. Wenn sie Kramon von dem Bann befreien könnte… dann würde er sie bestimmt auch lieben. Also dachte sie nicht mehr an ihren Schmerz, denn die Liebe vertrieb alles Böse. Mit der Liebe zu Kramon könnte sie ihn befreien. Dann würde er ihre liebe erwidern! Ein Lächeln überfiel Dina. Sie rannte in den Wald um Kramon zu suchen. Nach wenigen Minuten fand sie ihn. Er baute aus Tannenzweigen eine kleine Höhle. „ Kramon! Ich… ich bin hier!“ Er drehte sich zu ihr um und Sie merkte, dass er sich freuen würde, wenn er es könnte. Sie spürte es irgendwie. Dina ging mit einem Lächeln auf ihn zu und entdeckte neben ihm eine rote Rose. „ Da!“ Sie zeigte auf die Blume. Kramon nahm sie in die Hände. „ Hier, Dina. Sie ist ganz heiß! Nimm sie, dann wird dir warm!“ Wieder lachte sie und ihr kamen erneut Tränen aus den Augen… aber diesmal aus Freude. „ Danke!“, sagte sie leise. Sie setzte sich auf einen verschneiten Holzstamm und wärmte sich mit der Rose. „ Meinst du, das ist ein Zeichen von der Hexe?“ „ Ja! Bestimmt will sie uns warnen. Wir sollen nicht weiter gehen!“ „ Aber wir gehen doch…oder?“ „ Ich gehe weiter… es ist deine Entscheidung, ob du mit gehst… Ich rate dir: geh nicht! Ich will nicht, dass dir etwas passiert!“ Er empfindet etwas von mir, dachte Dina. „ ich gehe mit dir, egal was passiert. Ich-“ Sie stoppte. Kramon guckte sie fragend an. „ Ja?“ „ Ich würde für dich ster-“ „ Was würdest du für mich?“ Dina durfte ihm noch nicht sagen, dass sie ihn liebt. Er würde es nicht verstehen und sie im Stich lassen. „ Ich werde dir beistehen, meinte ich…!“ „ Das ist so lieb von dir, Dina.“ Dina grinste. Sie liebte Kramon unendlich. Auch wenn sie ihn so gut wie überhaupt nicht kannte, hatte er sie beim ersten Blick hingerissen. Er war… der beste Mensch auf der ganzen Welt. Sie liebte ihn mehr als ihre eigenen Eltern…
Nun war es schwarz geworden. Die Nacht breitete sich aus als hätte jemand den Himmel schwarz gestrichen. Kramon und Dina saßen in der kleinen Höhle eng beieinander und wärmten sich an der Blüte der Blume. Sie warf rotes Licht in die Dunkelheit. „ Vermisst du deine Eltern?“, fragte Kramon Dina. „ Ein wenig. Aber ich kann damit leben. Früher war ich immer lange von meinen Eltern getrennt. Einmal, als ich zehn war, da war ich drei Jahre in Amerika. Und ich habe meine Eltern nicht vermisst!“ „ Und warum vermisst du sie jetzt?“ „Weil…ich Angst habe…Vielleicht werde ich sterben und… dann werde ich sie nie wieder sehen außerdem wissen sie nicht… wo ich bin! Bestimmt machen sie sich jetzt Sorgen!“ „ Du wirst nicht sterben!“ „ Doch… die Hexe!“ „ Nein, sie wird dich nicht töten.“ „Wieso nicht?“ „ Sie will, dass du leidest. So wie ich. Du wirst bestimmt kein Rabe werden wie ich und auch kein gefühlloser Mensch wie ich… Sie wird sich etwas Schreckliches ausdenken… Aber ich werde alles versuchen, damit ich es verhindern kann!“ „Warum machst du dir Sorgen um mich? Ich dachte, du kannst nicht lieben!“ „ Ich kann auch nicht lieben. Aber ich kann Sorgen haben. Wenn man sich Sorgen macht… dann ist man traurig. Und die Hexe will, dass ich traurig bin!“ „ Aber was ist, wenn wir den Bann nicht lösen können?“ Ihr liefen erneut Tränen über die Wangen. Sie konnte ihn doch nicht verlieren. Er war… er war doch alles für sie. Selbst wenn die Welt untergehen würde, würde sie überleben, wenn er bei ihr wäre. Wenn er sterben würde, würde sie es auch. Sie würde sich das Leben nehmen um wieder bei ihm zu sein. „ Ich weiß es nicht!“, antwortete er. Von draußen kam Wind in die Höhle. Die Blätter raschelten. Dina guckte aus der winzigen Öffnung. „Es schneit wieder!“ Kramon fluchte. Rasch stand er auf und rannte in den Wald. Mit seinen nackten Händen griff er das gereifte Laub und schmiss es auf das Astdach der kleinen Höhle. „Was machst du da?“, fragte Dina. „ Ich…“ Kramon schnaufte. „Ich versuche das Dach abzudichten, damit kein Schnee in unsere kleine Hütte kommt! Geh wieder rein!“
„Aber-“ „ Geh doch! Ich mach das hier!“ Dina ging in die Höhle und wärmte sich abermals die Hände. Sie waren wieder kalt geworden, als sie draußen stand. Sie legte sich auf das Blätterbett und schloss die Augen. Als Kramon hineinkam öffnete sie für einen Moment die Augen, schloss sie dann aber wieder. Kramon legte sich neben das Mädchen und alsdann schliefen sie beide ein…
Auch am Morgen war es duster in der Höhle. Es war eine Dicke Schneeschicht auf das Dach genieselt und der Eingang war zugeschneit. Dina wachte zuerst auf. Ihr Kopf brummte. Sie war gestern so erschöpft gewesen, dass sie sofort eingeschlafen war. Jetzt ging es ihr besser, doch ganz gut ging ihr es auch wieder nicht. Sie lag mit offenen Augen auf dem Laub und betrachtete die Äste. An einigen Stellen war der Schnee in die Höhle gefallen und schmolzen. Kleine Pfützen stauten in einigen zu einer Schüssel geformten Blätter. Dinas Hose war auch feucht. Sie fror auch. Die Rose wärmte zwar ihre Hände, doch ihr Körper blieb kalt. Sie blickte wieder auf Kramon. Seine Augen waren geschlossen. Seine langen Wimpern lagen auf den Liedern. Er sah salbst im Schlaf traurig aus! Sie erschrak, als es in ihrer Hose vibrierte. Erschreckt griff sie in die Tasche und griff nach ihrem Handy. Natürlich! Daran hatte sie in der Kälte nicht gedacht! Auf dem Display stand Mama. Mit Glück erfüllt ging sie dran. Dann redete sie mit der Stimme. Diese war sehr besorgt aber auch ein Hauch Glück und Freude lag in ihr. Dann erzählte Dina ihrer Mutter die ganze Geschichte. Diese glaubte es erst nicht, aber dann merkte sie es in der Stimme ihrer Tochter. Sie wusste, dass Dina nicht lügen würde, auch wenn es sich unglaubwürdig anhörte. Besorgt sagte sie zum Schluss: „ Liebling. Soll ich dir helfen oder dich mit dem Auto abholen?“ Dina grinste. „Nein, Mama. Das ist lieb von dir, aber ich liebe ihn. Ich bin auch mich alleine gestellt! Ich muss das alleine schaffen!“ Dann legte sie auf.
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Karen kamen die Tränen. Ihr Tochterliebling war alleine in der Welt. Irgendwo. Mit irgendeinem fremden Jungen, den sie liebte. Sie saß auf dem Kachelofen, die Hände in den Pullovertaschen. Dann erzählte sie alles ihrem Mann. Dieser war wütend und wollte sofort mit dem Auto das Mädchen abholen, doch Karen riss ihm am Ärmel und sagte: „ Das schafft sie! Ich weiß es und mein Muttersinn verlässt mich nie!“ Ihre Augen waren mit Wimperntusche verschmiert. Karen fluchte und nahm ein Taschentuch, um die verwischte Schminke wegzuputzen.
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Dina ging es gut. Sie war so erleichtert. Ihre einzige Sorge, dass ihre Eltern traurig um sie waren, war weg. Ihre Mutter wusste davon und sie glaubte ihr! Einige Freudentränen liefen schnell über die kalten, roten Backen. Sie drehte sich zurück auf die Blätter. Sie erschrak und fuhr hoch. Kramon sah sie mit großen Augen an. Er hatte alles mit gehört. ER hatte gehört, dass sie ihn LIEBT! Sie lief rot an, doch Kramon beachtete es gar nicht. Schnell lief er zur Höhlenöffnung. Dann fluchte er, wie schon sooft. „ Der Eingang ist zugeschneit!“, brachte er leise `raus. Mit seinen nackten Händen versuchte er, einen Tunnel durch den Schnee zu graben. Doch es rutschte immer wieder Schnee in die Öffnung. Dina guckte verzweifelt um sich. Dann zog sie über sich die Äste von der Decke. Zuerst rieselten Laub in di Höhle, dann Schnee. „ Nein!“, schrie Ramon, „ Du bringst uns um!“ Schnell grub er weiter und schob sich in den kurzen Tunnel. Der meiste Schnee viel auf sein Gesicht, doch es gelang ihm den Tunnel bis an die Oberfläche zu bauen. Dina rutschte wie eine Robbe hinter ihm her. Wieder waren ihr Kleider nass und eisig kalt. Als sie die Rose suchte, bemerkte sie, dass sie sie in der Höhle zurückgelassen hatte. Bedrückt guckte sie Kramon an. Er erwiderte aber nur mit einem strengen Blick an. „Wir werden noch viele finden!“, sagte er nur und drehte sich um, um die Weiterreise anzuschlagen.
Den ganzen Weg über redeten die Beiden nichts miteinander. Dina fragte ihn: „ Warum redest du nie mit mir?“ „ Ich will nicht, dass du mich liebst! Das ist… das ist kein Zufall!“ Dina blickte auf den Boden. „ Was ist kein Zufall?“ „ Dass du mich liebst! Die Hexe-“ Dann hörte er auf zu reden und ging weiter. Leise wisperte er ihr nach: „Es ist besser, wenn wir uns nie wieder sehen!“ Dann ging er weiter. Dina blieb auf der Landstraße stehen und blickte der Gestalt, die am Horizont verschwand, nach. Wieder kamen ihr die Tränen. Sie brannten über die Backen wie Lava. Schneeflocken flogen auf ihre Jacke. Sie stand da. Ganz einsam. Sie schluchzte und fiel auf den Boden. Sie schrie, sie weinte! Sie wollte nicht mehr leben. Das Leben hatte keinen Sinn mehr. Den Jungen, den sie liebte, wollte sie nie wieder sehen! Er war einfach weg gegangen, obwohl sie wusste, dass sie ihn liebt. Verzweifelt blieb sie liegen. Einsam! Der Schnee schwebte wie Schaum im Himmel `rum. Die Sonne ging unter…
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Karen hatte schon einige Tage nichts von ihrer Tochter gehört. An ihr Handy war sie auch nicht gegangen. Zum x-ten Mal wählte sie die Nummer. Es tutete eine Weile, dann tönte eine Stimme aus dem Hörer: „Ihr Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar!“ Wütend schmiss sie das Telefon auf den Boden und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee! Er verbrannte ihr die Zunge. Fluchend spuckte sie das heiße Getränk an die Wand. Langsam floss der Kaffee herunter und am Boden bildete sich eine kleine Lache. Die vielen Tage ohne ihre Tochter waren für Karen endlos lang und sie wurde so langsam depressiv! Zitternd setzte sie sich auf einen Sessel und kauerte sich zusammen. Was war, wenn Dina doch etwas passiert war? Sie wusste nicht, wo sie ist und was sie macht. Was wäre, wenn ihre Tochter gerade am erfrieren war? Karen konnte ihr nicht helfen und sie hatte ihrem Muttersinn vertraut! Sie hätte einfach Dina abholen müssen… Sie fing an zu schluchzen. Wenn ihre Tochter tot wäre, wäre sie daran schuld! Sie schüttelte ihren Kopf und blickte aus dem Fenster. Schwarze Wolken zogen über den Himmel und Tauben weißer Schnee fiel. Das Thermometer zeigte -9°C an. Und Dina… war bei dieser Kälte alleine. Ohne warme Kleidung. Es musste doch so kalt sein. So unendlich kalt. Ihr wurde plötzlich ganz heiß und Schuldgefühle löcherten sie, als wären sie mit einer Pistole in ihren Körper geschossen.
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Eine Woche war nun vergangen. Kramon lief immer noch. Er war blau gefroren, doch das kümmerte ihn nur wenig. Er dachte an den Bann der Hexe und… an Dina. Er vermisste sie. Eine Träne tropfte über seine Backe und landete im neu gefallenen Schnee. Aber er wollte sie nicht in diese ganze Geschichte hinein ziehen. Sie hatte schon zu viel gemacht. Und… sie liebte ihn. Dass konnte gar nicht sein. Das durfte gar nicht sein. Bestimmt war es eine Falle von der Hexe. Sie hätte bestimmt Alles für Kramon gemacht. Sie wäre auch für ihn gestorben und das hätte er nicht zulassen können. Sie war so schön. So wunder schön. Für einen Moment glaubte er, ein Funken Freude wäre in seinem Herz explodiert. Doch … er hatte es nur gedacht. Er wusste gar nicht mehr, wie sich Liebe und Freude anfühlte. Hoffentlich hatte er Dina nicht verletzt. Bestimmt war sie traurig. Doch…- Er erschrak. Was war, wenn ihr etwas passiert war? Wenn sie erfroren war? Traurig lief er weiter. Kramon konnte jetzt nicht mehr zurückgehen. Es war zu spät. Er hätte sie nicht alleine lasen sollen. Auch wenn sie für ihn gestorben wäre, wäre sie glücklich gestorben. Und nun? Nun ist sie traurig. Und wenn sie tot ist, ist sie traurig gestoben. Also hatte das alles nichts gebracht. Mit gesenktem Blick wanderte er weiter und… weiter.
Der Schnee hatte Kramon nun ganz bedeckt. Es schien, als hätte er einen weißen Mantel um. Der Wind pfiff ihm laut um die Ohren. Dicke, fette Kristalle rieselten aus dem Himmel. Man konnte nur durch einen Schleier sehen. Kramon stapfte mit hohen Schritten. Er kämpfte sich mühsam weiter. Es war anstrengend, da der gefrorene Niederschlag mehr als einen Meter hoch lag. Es war so eisig. Kramon hatte noch nie so gefroren. Zum sterben kalt. Und da dachte er wieder an Dina. Zum sterben kalt. Sie war wahrscheinlich erfroren. Er fühlte sich so schlecht. Er konnte nichts tun. Außer vielleicht in ein paar Jahrzehnten ihr Grab besuchen… Falls ihre Leiche überhaupt gefunden wurde. Schon den ganzen Tag malte er sich so grauenhafte Sachen aus. Vielleicht saß sie jetzt sogar fröhlich mit ihren Eltern am Ofen und trank Kakao. Bestimmt hatte sie sofort ihre Mutter angerufen, als Kramon sie zurückgelassen hatte. Kramon hasste sich selber dafür, was er gemacht hatte, aber er hätte nie gewollte, dass ihr irgendetwas nur wegen ihm passieren würde. Er fluchte und versuchte den Kälteschmerz durch seine Gedanken zu verdrängen. Aber diese Gedanken lagen in ihm, so schwer wie Blei im Kopf und schmerzten fast mehr als die endlose Kälte.
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Eine dicke Hundezunge leckte Dina die Backe ab. Sie war warm. Dina versuchte ihre Augen zuöffnen, doch ihr Kopf schmerzte dabei ganz doll. Schmerzerfüllt schloss sie die Lieder wieder und legte ihren Kopf nieder. Eine raue Frauenstimme sagte beruhigend: „Schlaf noch ein bisschen, mein Kind!“ Die Frau strich mit ihrer Handfläche über Dinas glattes Haar. Ihr Kopf fühlte sich an, als wäre er zwischen zwei Stahlplatten geklemmt. Sie fühlte sich so schwach. Am liebsten würde sie ihre Augen schließen, einschlafen und nie wieder aufwachen. Nur um diesen Schmerz zu verdrängen. Erneut versuchte sie etwas zu sehne. Mit Mühe drückte sie ihre Lieder hoch und sah in die orangerote Flamme in einem Kamin. „Wo bin ich?“ Die Freu trat vor sie und sagte wieder mit beruhigter Stimme: „Ich habe dich draußen gefunden. Du lagst im Schnee. Mein Hund war ganz energisch und hatte einen etwas gewittert… und das warst du. Ich habe dich sofort zu mir nach Hause gezogen und dich gewärmt. Du warst total ausgekühlt. Ich hatte schon Angst, du wärst tot!“ Dina stützte sich mit den Ellenbogen auf die Couch, auf der sie saß. Sie war eingekuschelt mit einem schönen, weißen Fell. Die Frau verschwand in einer Tür und kam mit einem dampfenden Getränk wieder. „Trink!“, sagte sie, „Das ist ein Kräutertee, der hilft gegen Erkältungen und Unterkühlung! Es ist noch heiß, aber es tut gut, wenn du ihn jetzt trinkst. Aber gib Acht, dass du dir deine Zunge nicht verbrennst!“ Sie lächelte Dina an und setzte sich auf einen Schaukelstuhl, auf dem ebenfalls ein weißes Fell lag. Sie war alt, graue Haare und hatte ein gelbes Tuch um den Kopf gebunden. Die Frau erinnerte das Mädchen an eine Hexe. Dann bekam sie Angst. War sie die Hexe, der roten Rosen? Und- was war mit Kramon? Als sie an ihn dachte musste sie husten und Tränen liefen ihr nun zum hundertsten Mal über die roten backen. Er hatte sie im Stich gelassen! Sie nahm einen Schluck Tee, aber als sie schlucken wollte, lief ihr das heiße Getränk aus dem Mund. Ihre Glieder wurden ganz schwach und sie ließ die Tasse fallen. Auf dem Boden zersprang sie in große und kleine Scherben. Nun weite sie noch schlimmer. Sie fing an zu schreien und fiel zurück auf das Sofa. Sie drehte sich um und vergrub ihr Gesicht im Fell. Dina fragte sich ständig, warum sie überhaupt noch Tränen hatte. Sie hatte in der letzten Zeit doch so viel geweint, da muss doch die Tränenflüssigkeit leer sein! Sie lag doch so hilflos da. So machtlos. So- einsam. Sie wünschte sich nichts mehr, als bei Kramon zu sein, doch er hatte sie einfach im STICH gelassen! Wutentbrannt Biss sie auf die Decke und schlug auf die Couch! Warum war er nicht bei ihr? Warum? Die Frau setzte sich neben Dina und streichelte sie wie vorher. Ganz sanft und lieb. „Ich bin nicht die Hexe der roten Rosen!“ Fragend guckte Dina die Frau an. „ Woher…wissen sie… das?“ „Ich bin eine Hellseherin! Ich weiß von dir. Ich habe es in den Scherben gelesen. Es st eine sehr traurige Geschichte mit Kramon. Aber ich glaube diese Liebe zwischen dir und ihm ist…wie soll ich sagen… falsch! Das ist bestimmt eine Falle von der Hexe! Aber… wenn du ihm hilfst… dann wird er dich bestimmt auch lieben… und dann sied ihr glücklich… aber dafür müsst ihr die Hexe töten und wenn sie tot ist, dann weiß ich nicht mehr, ob der Liebesbann, zwischen dir und ihm noch da ist!“ Dina guckte erschüttert auf ihre Hände. „ Wie lange lag ich da im Schnee?“ „ Drei, vier Tage. Aber die hier-“ Sie holte eine rote Rose aus der Tasche, „hat dir das Leben gerettet. Das war ganz bestimmt nicht der Plan der Hexe!“ „Wäre ich sonst tot?“, fragt Dina erschreckt. Die Hexe nickte. „Wahrscheinlich!“ „Wissen sie, wo Kramon jetzt ist?“ Die alte Freu schloss die Augen und rieb sich mit Zeige- und Mittelfinger in Kreisen über die Schläfe. Dann fing sie an zu nicken und öffnete wieder ihr Augen. „ Er ist ungefähr 120 Kilometer von hier entfernt! Nur noch wenige Stunde, dann müsste er den Strauch der roten Rosen erreichen!“ „Haben sie ein Auto?“ „Nein, aber ein Pferd!“ Etwas verdutzt sah Dina die Frau an. „Ein Pferd?“ „Ja…“ „Was muss ich machen, wenn ich den Strauch erreiche?“ „Du musst die Hexe töten und das geht nur, indem du die Rose zerstörst und dann kommt die Hexe und du musst sie…töten!“ Dina legte ihr Gesicht in die Hände und wisperte: „ Ich schaffe das nie!“ Die Hellseherin trat auf das Mädchen zu. Dann hob Dina ihren Kopf. Die Frau sah ihr tief in die Augen. „Liebe besiegt selbst den Tod!“ Dann drehte sie sich weg und verschwand wieder durch die Tür. Dina legte sich auf die Couch und dachte über diese Worte nach…
Der Mond hing wie eine Lampe am Himmel und warf kältestes Licht in das Fenster. Die Nacht war klar nur einzelne Flocken fielen vom Himmel. Bestimmt wird es bald Frühling werden. Der letzte Schnee war gefallen und nun wurde es auch wärmer. Dina hatte den ganzen Tag über geschlafen. Seid sie auf gewacht war, hatte sie die Frau nicht mehr gesehen. Liebe besiegt selbst den Tod! Meinte sie, dass Dina die Hexe besiegen kann, nur mit der Liebe zu Kramon? Sie vermisste ihn. Seine blasse Haut, sein verstrubbeltes Haar und seine langen Wimpern. Seine zarte Stimme… Was ist wenn er den Strauch erreicht hatte und- sie schreckte auf- vielleicht war er umgekommen. Vielleicht hatte die Hexe der roten Rosen ihn umgebracht. Schnell schlüpfte sie aus dem „Fell-Kuschel-Wärme-Bett“ und zog sich ihre Kleider an, die zum trocknen über einen Stuhl vor dem Kamin gehängt worden waren. Sie schlüpfte in die Stiefel, die weich gefüttert waren. Als sie in den Raum vor der Haustür kam, erwartete die Frau bereits Dina. „ Du willst gehen?“ Dina nickte. „Hier!“ Die Hellseherin hielt dem Mädchen einen Rucksack. „Das ist Essen, Trinken und… die rote Rose… falls du frieren wirst!“ Dina kamen Glückstränen. „Danke!“, sagte sie leise und nahm den Rucksack entgegen. Dann umarmte sie die Frau. „Warum sind sie so nett zu mir? Warum helfen sie mir?“ „Weil ich weiß, dass du meine Hilfe brauchst. Und ich freue mich immer wieder, wenn ich Menschen glücklich machen kann! Also geh! Ich wünsche dir viel Glück!“ Dina nickte und ging aus der Tür. „Danke!“ Dann stieg sie auf das Pferd, ein schwarzes, sehr muskulöses Pferd. Pech schwarz, wie die Nacht. Am Himmel klitzerten Sterne und ein kühler Wind pfiff. Als sie sich umsah, stand die Frau noch an der Tür und blickte Dina nach. Dann ging sie aber wieder ins Haus und das Licht erlosch…
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„Ruf an! Ruf an! Ruf an!“, stotterte Karen. Mit aufgerissenen Augen und verschränkten Armen saß sie nun seit fünf Stunden auf dem Boden. Es war vor kurzem dunkel geworden. Zwei Woche war ihre Tochter nun verschwunden. Vor einer Woche hatte sie das letzte Mal von ihr gehört. Dieser verdammte Junge! Warum gibt es Jungen? Es wäre sonst nie passiert. Die Polizei wollte Karen nicht anrufen. Sie wusste, entweder ist Dina tot oder sie lebt. Und da muss die Polizei nichts machen. Früher oder später findet man ihre Leiche. Karen hatte sied drei Tagen kein Auge mehr zu getan. Also beschloss sie zu schlafen. Morgen geht es ihre bestimmt besser. Dann stand sie auf, legte sich in das Bett und schloss die Augen. Nicht länger als vier Minuten dauerte es, da war sie eingeschlafen.
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Dina ritt im Galopp. Sie war eine gute Reiterin. Als sie fünf Jahre alt war, saß sie das erste Mal auf einem Pferd und konnte fast nicht mehr runter. Der Wind wehte kalt durch ihre Kleidung und an den Hals. Wieder froren sie, doch an Schmerz dachte sie im Augenblick nicht. Sie ritt so schnell sie konnte, ohne nach links und recht zu schauen. Wohin sie ritt, wusste sie nicht. Sie vertraute ihrem Gedächtnis. Einfach irgendwo hin, wo sie die Liebe ihres Lebens vermutete. Über Acker, durch Wälder, kleine Dörfer und auf Landstraßen ritt sie schnell wie der Wind. Manche Leute, die sie auf dem Weg traf, guckten sie entsetzt an und riefen ihr Schimpfwörter zu und, dass gefälligst aufpassen sollte, wohin sie läuft. Doch Dina hörte nichts! Das einzige waren die Worte der alten Frau: Liebe besiegt selbst den Tod! Sie machte sich damit Mut, doch öfters dachte sie, sie schafft das nicht. Dann war sie enttäuscht aber munterte sich wieder mit den Worten auf. Einen klaren Kopf hatte sie nicht. Es war, als würde ihr Herz sie lenken. Selber wissen, was sie tat, wusste sie auch nicht. Ihr Gehirn war wie benebelt, wie mit einem Schleier umhüllt. Doch als sie rote Lichter in der Ferne leuchten sah, wurde ihr Sinn ausgespült und sie konnte nun anständig denken und dachte natürlich sofort an Kramon. In der Dunkelheit konnte sie ihn nicht sehen doch die leuchtenden Punkte kamen näher und näher. Dinas Herz pochte. Es raste auf und ab. „Kramon!“, schrei sie. Doch keine Gestalt näherte sich ihr. Als es nur noch ungefähr 500 Meter zum Strauch waren, sprang Dina ab und rannte das letzte Stück. Sie stolperte aber konnte sich wieder auffangen. An sich dachte sie nicht, sie dachte an ihn. Sie drückte ihre Daumen ganz fest und zischte leise, immer wieder: „Bitte! Bitte! Bitte!“ Dann erreichte sie die Blumen. Doch Kramon war nicht da. Fast wollte sich Dina auf den Boden schmeißen und anfangen zu schreien, da sah sie rechst neben sich einen Felsen auf dem- auf dem Kramon saß. Erleichtert atmete Dina tief aus. Sie rannte zu ihm und wollte ihn umarmen, doch er sah sie nicht mal an. Sein Gesicht war in seinen Händen vertieft. „Kramon!“, flüsterte sie. Er blickte kurz auf, dann guckte er wieder nieder. „Was ist los?“ Er schüttelte den Kopf. „Es geht nicht!“ „Was?“ „Ich kann den Strauch nicht kaputt machen!“ Dina blickte auf den Boden. Bedrückt. Alle Hoffnung war verloren. Er hatte sich nicht einmal gefreut, dass sie den ganzen weitern Weg zu ihm gekommen war. Doch dann erinnerte sie sich. Er konnte sich nicht freuen. Sie ging zum Strauch und trat gegen in. Aber ein Wall aus Zweige rettete die Blume vor dem Tritt. Dann nahm sie einen Stein vom Boden. Wütend schmiss sie ihn gegen die Ranken, aber wieder das Selbe… Dina griff nach der Blume um die dünnen Zweige ab zu reißen. Auch noch einmal währte sich die Pflanze, indem sie Dina in die Hände stach. Ihr Pferd kam angetrabt. Auf ihm hing der erdbraune Rucksack. Dann kam ihr eine Idee. Bestimmt hatte die Hellseherin ihr eine Waffe oder ähnliches hineingesteckt, dass Dina die Blume vernichten konnte. Schnell rannte sie auf das Pferd zu und nahm den Rucksack. Dann suchte Dina in ihm etwas Nützliches. Erst nahm sie das ganze Essen und das restliche Proviant auf den Boden. Ganz unten lag eine Kiste. Sofort griff das Mädchen danach und öffnete sie. In ihr lag eine Silbertafel drinnen mit einer verschnörkelten Schrift. Kramon trat dazu. Eine Träne tropfte auf das Silber. Dina guckte nach oben. Sie war von Kramon. „Du weinst?“ Kramon nickte. „Ja!“ „Was steht denn da drauf?“ „Es steht-“ Jetzt rannten die ihm viele Tränen aus den Augen. „Rote Rosen… So rot wie Blut!“ „Aber was bedeutet das?“ Er schüttelte seinen Kopf und blickte nach unten. „Komm, wir vernichten den Strauch!“ „Aber…wie?“ „Vertrau mir… und-“ Er wischte sich die Tränen aus den Augen. „Und was?“ „Und… wenn die Hexe kommt, dann verspreche mir bitte, dass du ihr sahst,… dass ich…dass ich gerne dabei gewesen wäre, wenn sie stirbt!“ Zornig starrte Dina in an. „Toll, dass ich nach all dem noch mehr Scheiße für dich machen muss und du einfach abhaust!“ Sie drehte sich um. „Ich-“ Aber dann lief Kramon aber ohne eine Erklärung an den Strauch und wisperte er leise: „Rote Rosen, so rot wie… mein Blut, dass ich vergieße! Nimm meins!“ Dann wuchs die Pflanze und schlängelte sich um Kramons Körper. Nach kurzer Zeit sah er selber aus wie ein Rosenstrauch. Dina drehte sich um und schrie. Ihr platzten die Tränen aus den Augen… Die Rose pflanzte sich in Kramons Brust. Er wurde bleich und es lief Blut in den Schnee. Die Blume bildete sich zurück und verglühte. Kramon fiel auf den Boden. Weiß wie der Schnee unter ihm. Dina lief zu ihm. Sie war so wütend. Am liebsten hätte sie sich jetzt umgebracht und diesen ewigen Schmerz zu verdrängen. Es tat so weh. Als würde ihr Herz explodiert sein. So laut sie konnte schrie sie. Ganz lange… voller Schmerz. „WARUM?“ Sie umarmte den reglosen Körper ihres Geliebten. Er sah so schrecklich traurig aus. Die Wangen noch nass von den Zähren. Noch einmal schreite sie. Noch einmal voller Schmerz. Dina küsste Kramon auf die Backe. Plötzlich strahlte es hinter ihr wie die Sonne. Dina blickte sich um und kniff die Augen zusammen. Weißes Licht. Dann erlosch es. Eine Gestalt blieb zurück. Sie war sehr groß und hatte ein nachtschwarzes Kleid an. Die Person trat auf Dina zu. Ihr Körper war von Rosen umwickelt. „Sei gegrüßt, Dina!“ Dann lachte die Hexe. Ihre glatten Haare waren schwarz und lang. In ihnen steckte eine rote Rose. „Ich bin die Hexe der roten Rosen!“ „Du… du-“ Dina schnappte nach Luft. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Du hast ihn ungebracht!“ „ Na und? Er wollte doch unbedingt, dass mein schöner Strauch kaputt geht!“ „Ich werde dich töten!“ „Mich?“ „Ja..!“ „Du bist so dumm! Warum bist du Kramon gefolgt, du musst sterben... wie er. Hättest du die Kiste nicht herausgeholt, dann wäre er nie auf die Idee gekommen, sich selbst zu opfern!“ Dina weinte mehr als zuvor „Warum bin ich dumm? Ich liebe ihn!“ „Ach? Ich habe doch extra gemacht, dass du ihn liebst! Ich wusste genau, dass er stirbt! Und ich wollte doch nur, dass du ihn liebst!“ Nein, dachte sich Dina. Das kann nicht sein! Am liebsten hätte sie sich jetzt in ein Bett gelegt und wäre eingeschlafen, um Alles zu vergessen. Aber… sie pachte ihren letzten Mut und sagte: „Auch wenn du nicht da gewesen wärst, dann hätte ich Kramon geliebt!“ Sie blickte traurig auf den Jungen, der neben ihm im Schnee lag. „Und, was willst du machen? Er ist tot und…bleibt tot!“ „Nein! Die Tage mit ihm, waren die schönsten in meinem Leben! Und du kannst es nicht zerstören!“ „Was willst du machen? Ich raube dir die fröhlichen Gefühle und dann gehe ich weiter in die Welt und mache es bei vielen anderen Leuten auch!“ „Nein! Du wirst sterben! Kramon wäre gerne dabei gewesen, aber du… hast ihn umgebracht! Und jetzt… mach ich dasselbe mit dir!“ Die Hexe lachte höhnisch. Sie streckte ihr Arme aus und eine Blumenranke kletterte aus den Händen, hangelte sich auf Dina zu. Doch diese griff nach der Ranke und riss sie ab. Rosendornen bohrten sich in ihre Hände. Sie hatte keinen Schimmer, wie sie die Hexe umbringen könnte. Doch dann dachte sie wieder an die Worte: Die Liebe besiegt selbst den Tod! Vielleicht würde die Hexe sterben, wenn sie selber traurig ist. Sonst lacht sie über andere, wenn sie Schmerzen haben… Sie kennt wahrscheinlich nicht selber Trauer. Oder Dina musste ihr zeigen, was richtige Liebe ist. Dina musste sich etwas überlegen, was die Hexe zum sterben traurig machen könnte oder sie so zu provozieren, damit sie vor Wut „platzen“ würde! Schnell fiel ihr etwas sehr Gutes ein: „Warum freut es dich, wenn andere Leute traurig sind? Hattest du schlechte Eltern? Haben sie dich geliebt? Hatte dich überhaupt irgendjemand geliebt? Weißt du wie es ist, geliebt zu werden oder wie es ist, jemanden zu lieben?“ „Natürlich habe ich schon jemanden geliebt, aber-“ „Aber dann würdest du wissen, dass man für den anderen sterben würde! Doch wenn ich dich sehe, dann denke ich, was hat die denn für ein kaltes Herz? Wurdest du von jemandem, von deinen Eltern, im Herzen verletzt?“ „Wieso?“ „Und das war ganz bestimmt sehr grauenhaft für dich… Und du machst das bei so vielen Leuten, du zerstörst ihnen das Leben, und es ist so schmerzhaft. Hast du kein Mitleid?“ Wütend guckte die Hexe Dina an. Dann fuhr das Mädchen fort: „Du bist ein so kalter Mensch! So unendlich grauenhaft! Dass du dich nicht selber hasst! Wenn ich du wäre, dann würden mich Schuldgefühle überfallen!“ Die Hexe ging auf Dina zu. Ihr Gesicht war von Wut verzogen. Aber Dina musste sie noch mehr provozieren, damit irgendetwas passieren würde. „Fühlst du dich nicht schlecht? Fandest du es nicht schrecklich als Kind… Alle anderen Kinder sind mit ihren Kindern Auf den Rummelplatz gegangen. Nur du nicht. Deine Eltern hatten dich gehasst! Aber wenn ich deine Mutter wäre hätte ich dich auch gehasst!“ „Sei still!“, rief die Hexe. „Wenn du stirbst wird niemand um dich trauern! Und warum? Weil du ein… ein Monster bist. Du bist sarkastisch! Geh in die Hölle, da findest du Leute, die so sind, wie du!“ Die Hexe griff nach Dina und packte sie am Hals. Mit ihren kalten, knochigen Fingern drückte sie auf die Kehle des Mädchens. „Stirb!“, schrie sie. Doch Dina hechelte weiter: „Du bist ein gefühlsloser Mensch! Auch wenn du mich tötest, dann wird es dir nicht gut gehen! Denn alle Leute dich mich lieben, werden dich umbringen! Denn ich werde geliebt und… nicht!“ „Sei still! Sei doch still!“ Die Hexe wurde rot und schrie. Wütend stapfte sie auf dem Boden. „Ich bin nicht schleckt! Ich bin NICHT schlecht!“ Dina nickte mit dem Kopf: „Doch!“ Das Hexengesicht war verkniffen vor Wut. Dann schrie die Hexe ohrenbetäubend. Sie fing an zu glühen. „Stirb, du Hexe, du hast es nicht verdient zu leben!“, rief Dina. Der Schrei der Hexe stieg an und wurde zu einem schrillen Pfeifen. Der glühende Körper zischte und verfiel in pechschwarze Asche.
Nun war alles still. Nur ein leiser Wind pfiff um Dina und wehte die Asche in die Welt. Dinas Backen waren rußig. Doch die laufenden Tränen wuschen sie wieder sauber. Dina nahm gar nicht wahr, dass die Hexe tot war. Sie öffnete ihre Jacke, damit es ihr frisch wurde. Dann drehte sie sich zur Seite und guckte auf dem Boden. Da lag Kramon. So einsam und still. Ihr Kopf brummte. Warum war er tot? Sie kniete nieder und küsste Kramon. Plötzlich wurden seine Backen rot und sein Herz fing an zu schlagen. Er blinzelte mit den Augen. „Dina?“ Das Mädchen nickte und umarmte Kramon. Sie weinte vor Freude. Er lebte. Er war wieder da! Sie hatte ihn wieder zurück in das Leben geholt! Sie war so froh. Sie drückte sich ganz nah an ihn und wärmte sich. Die Zeit, als er tot war, war die schrecklichste Zeit in ihrem Leben. Diese Minuten waren endlos gewesen! Aber jetzt… war sie so endlos glücklich! So froh! „Warum hast du dich geopfert?“, fragte Dina den Jungen. Er setzte sich auf. „Wenn sie nicht gekommen wäre und du sie nicht umgebracht hättest, dann wären tausende Menschen so unglücklich geworden wie ich es-“ Dina guckte ihn hoffnungsvoll an. „wie ich es war!“ Dina umarmte Kramon noch fester. „Bist du glücklich?“ „Ja! Ich bin so froh! Ich…ich liebe dich! Was du alles für mich gemacht hast und… hätte ich lieben können, … dann hätte ich dich schon vor langem auch schon geliebt!“ Dina küsste ihn. Sie war so beglückt. Dann nahm sie ihn an der Hand und stieg mit ihm auf das Pferd. „Kannst du bei mir wohnen? Meine ich würde mich ganz doll darüber freuen!“ „Ich habe nichts mehr vor! Ich will auch nichts mehr finden, denn ich habe bereits meinen wichtigsten Schatz gefunden und möchte ihn nie wieder verlieren!“ Dina lächelte…
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Es war schwarz. Nur einzelne Sterne waren zu sehen. Der Mond war hinter den Wolken verschwunden. Karen saß da. Seit stunden guckte nur auf das Telefon und hoffte einen Anruf ihrer Tochter zu bekommen! Eigentlich hatte sie alle Hoffnung verloren. Doch plötzlich klingelte das Telefon. Mit zitternden Händen nahm sie den Hörer ab. „Ja?“ „Hallo Mama!“, ertönte fröhlich aus dem Telefon! „Mein Schatz, wie geht es dir?“ „Mir geht es ganz gut“…
Karen war so glücklich. Ihrer Tochter ging es gut und sie hatte das geschafft, was ihr Traum war. Sie hatte es geschafft! Dina hatte ihr alles erzählt. Mit der Hellseherin und dem Kampf mit der Hexe…
Ein Auto parkte neben dem Haus. Dann klingelte es an der Tür. Schnell sprang Karen auf und rannte in den Flur. Als sie die Tür öffnete, stand Dina Glücks erfüllt da. Mit Kramon im Arm. Er war ein sehr schöner Junge. Pechschwarzes Haar. Wundervoll. Sie sahen so schön zusammen aus. Karen freute sich. Sie war froh. Die beiden Kinder zogen sich die Jacke und die Schneeschuhe aus und setzten sich in den geheizten Raum auf das Sofa. Dann erzählte Dina noch einmal die ganze Geschichte. Die ganze Zeit lag ihr ein Lächeln auf den Lippen. Karen hatte den beiden einen Kräutertee gemacht, damit es ihnen warm wird. Dann legten sie sich auf das Sofa und kuschelten und sprachen über all ihre Erlebnisse…
Mitten in der Nacht riss die Wolkendecke auf. Im Mondenschein küssten sich Kramon und Dina, als wären sie Werwölfe die in der Nacht vor dem kreisrunden Mond saßen.
-ENDE-